Wahlkampf-Empfehlung im 21. Jahrhundert

Wahlkampf-Empfehlung im 21. Jahrhundert

Wenn wir heute mit dem Zug oder mit dem Bus unterwegs sind, sehen wir, dass Menschen nicht mehr die bunten Schaufenster betrachten oder die verschiedenen Plakate zur Wahl. Menschen sind heute im Internet unterwegs, hören Musik und surfen dabei durch die diversen Medien. Auch Informationen zu allen möglichen Themen findet man in jeder Lebenslage im Internet: Wann der Zahnarzt aufhat, ob das Fußballtraining ausfällt oder wie die aktuellen Corona Regeln lauten,… – man findet online fast alles. 

Diese Beobachtung kann gerade für den Wahlkampf enorm wichtig sein, wenn sich die Politik fragt, wie sie Menschen erreichen kann.  Im Gegensatz zu vergangenen Jahrzehnten haben Menschen heute – kosten- oder inhaltsbedingt – oft keine Tageszeitung mehr. Auch die Wahlplakate sind nicht mehr so attraktiv. Eher rufen sie oft Aggressionen hervor, weil die meisten der Wahlsprechen auf den Plakaten spätestens bei den Koalitionsgesprächen über Bord geworfen werden. 

Politischer Schreibtisch

Klar, er ist sehr effizient, weil man eine große Zahl von Leuten erreicht. Allerdings wird das Klingeln an der Haustür oft als aufdringlich wahrgenommen oder die Leute sind erschrocken, wenn der Politiker, den man sonst nur aus sicherer medialer Distanz kennt, plötzlich vor der eigenen Haustür steht.

Jetzt sagt bestimmt der ein oder andere: „Das stimmt nicht. Wir machen mit diesen Methoden sehr gute Erfahrungen.“ Ich will hier nicht verschiedene Wahlkampfstrategien gegeneinander ausspielen; mir fällt nur auf, dass die Politik die Präsentation ihrer Wahlkampfthemen und ihres Profils „im Handy“ leider fast vollständig den öffentlichen Medien überlässt. Warum nutzt sie nicht selbst diese Kanäle?

Menschen wollen sich informieren, wollen wissen, was abgeht und wer hinter einem Namen steckt. Wer ist der Kandidat? Wie denkt die Kandidatin politisch, wie gibt sie sich gesellschaftlich, wie ist sie privat? Bei Politikern hat man oft das Gefühl, dass sie irgendwo weit weg von der Basis sind und dass man überhaupt nicht mitbekommt, wie sie ihr Mandat mit Leben füllen. Es ist also extrem wichtig, die potenziellen WählerInnen mitzunehmen in den eigenen Alltag, um ihnen zu zeigen, wo man steht! Mandatsträger werden von Steuergeldern bezahlt; darum hat der Bürger ein Recht, zu wissen, warum diese Person von ihrem Geld bezahlt wird. Das Argument „Weil er eben gewählt ist“ zählt da nicht!

Zum Glück – das muss ich an dieser Stelle zugeben – haben sich viele Abgeordnete nach der letzten Bundestagswahl Social-Media-ReferentInnen geholt, um oben Genanntes aufzuholen beziehungsweise zu verbessern. Aber es müssen mehr werden! Vor allem PolitikerInnen, die keine großen Wahlkreise haben, sollten dieses Medium nutzen, um zu zeigen, dass und wie sie die Probleme und Anliegen der BürgerInnen vor Ort in die politischen Debatten einbringen. So kann über die sozialen Medien Vertrauen wachsen, wenn die WählerInnen sehen, dass sich „ihr“ Politiker aktiv und sichtbar für sie einsetzt. Social Media wird so zur Brücke vom politischen Zentrum hinein in die Wohnzimmer der Bürger. 

Auf dieser Ebene muss für die Menschen m.E. ein neuer Dienstleistungssektor entstehen, der bisher nicht etabliert war. Dabei ist mir natürlich klar, dass viele ältere KandidatInnen auch Angst haben, diese Medien zu nutzen, weil Sie keinen Zugang dazu haben. Eine Hürde, die sich überwinden lässt! Mit Schulungen und Einführungen! Am besten, bevor man ein Mandat übernimmt.

Oft bin ich konfrontiert mit dem Totschlagargument: „Soll ich das auch noch machen?“ oder „Ich habe überhaupt kein Geld zur Verfügung, um diese Kanäle zu bespielen.“ Ich finde, diese Zeiten sind vorbei, man muss sich der Öffentlichkeit stellen und man kann viele verschiedene Strategien in den Social Media nutzen, um mit geringem Aufwand sichtbarer zu werden.

Fazit

Ich bin davon überzeugt, dass man mit einer guten Medienstrategie während des Wahlkampfes, aber auch danach, den Menschen einen lebendigen Einblick in die eigene politische Arbeit geben kann. So wird auch in der Bevölkerung das Bewusstsein wieder wachsen, dass die Stimme an der Wahlurne sehr wohl eine Auswirkung auf das eigene Leben hat. Dafür muss der/die Politiker/in aber natürlich bereit sein, in den Alltagsmedien der Menschen vorzukommen.